Rhetorische Tipps

Ich war an einem genialen Kurzvortrag von Thomas Skipwith und seither bekomme ich ab und zu einige Tipps für die Rede:

Begrüssung
Der Redner begrüsst mit: „Sehr geehrte Frau Regierungsrätin, sehr geehrter Herr Stadtrat, sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrter Herr Professor Meier, sehr geehrte Frau Doktor Müller, sehr geehrte Frau …“ Viele Redner langweilen ihr Publikum bereits bei der Begrüssung. Leider. Unnötig.

Wenn Ihnen die althergebrachte Variante der Begrüssung auch zu langweilig ist, können Sie Folgendes ausprobieren:

1) Streichen Sie die Begrüssung.
2) Fangen Sie gleich an mit einem Satz aus Ihrer einleitenden Geschichte.
3) Dann nennen Sie Ihr Thema, z.B. so: „Ich spreche heute über die Einführung der Software SAP.“
4) Dann nennen Sie Ihre These, z.B. so: „Am 31.12.2010 können wir die neue Software einsetzen.“
5) Machen Sie eine kurze Begrüssung, z.B. so: „Sehr geehrte Teammitglieder …“
6) Fahren Sie fort mit Ihrem Vortrag.

Abschluss einer Rede:

Viele Redner sagen zum Schluss „Danke schön!“. Ich halte dies zwar für höflich, aber meines Erachtens hinterlässt das keinen starken Eindruck. Weshalb?
  1. Weil die letzten Worte die Hauptbotschaft sein sollten. Ein „Danke schön!“ löscht den letzten Gedanken aus dem Gedächtnis des Zuhörers.
  2. Weil ich der Meinung bin, dass sich das Publikum beim Redner bedanken sollte. Er hat sich vorbereitet – nicht das Publikum.
Nachdem der Applaus des Publikums eingesetzt hat, kann sich der Redner bedanken (für den Applaus).

Alternative, als Übung

1) Sprechen Sie den letzten Satz Ihrer nächsten Präsentation.
2) Machen Sie einen Schritt zurück.
3) Nachdem der (imaginäre) Applaus eingesetzt hat, bedanken Sie sich für den Applaus.

Störungen

Eine Person funkte öfter dazwischen. Damit mich die Situation nicht aus der Fassung gebracht hat, habe ich mir die 2-2-96-Regel vor Augen gehalten. Sie stammt von einem Trainerkollegen aus den USA – Paul B. Evans.

Die 2-2-96-Regel lautet:
2% der Teilnehmer sind der Meinung, sie hätten noch nie etwas Besseres gehört und gesehen.
2% der Zuhörenden sind der Meinung, das Gesagte wäre eine totale Katastrophe.
96% der Zuschauer sind zufrieden, haben etwas gelernt, würden wiederkommen.
Konzentriere Dich auf die 96%.

Hier nun die Übung:

1) Bereiten Sie sich inhaltlich gründlich auf Ihre nächste Präsentation vor.
2) Bereiten Sie sich auch mental vor. Diesmal mit der 2-2-96-Regel.
3) Stellen Sie sich vor, wie Sie 2 Personen aus 100 über alles loben. Sie lassen sich nicht blenden.
4) Stellen Sie sich vor, wie Sie 2 Personen aus 100 kritisieren. Sie lassen sich nicht entmutigen.
5) Stellen Sie sich vor, wie Sie den anderen 96 Personen etwas Nützliches mitgeben. Sie bleiben ruhig.

Fragen nach der Rede:

Die Präsentation ist zu Ende und die Zuschauer dürfen Fragen stellen. Nur – keiner stellt eine Frage. Was tun?

In der Vorbereitung zur Präsentation:
1) Überlege Sie sich eine gute Frage und eine passende Antwort darauf.
2) Schreiben Sie die Frage auf ein Blatt Papier.
3) Geben Sie die Frage einem Adjutanten, der im Publikum sein wird.

Am Ende der Präsentation:
4) Ruhig blut bewahren.
5) Zählen Sie innerlich auf zehn. (Damit geben Sie dem Publikum die Zeit, die es braucht vom Empfangs- auf den Sendemodus umzuschalten.)
6) Falls immer noch keiner eine Frage stellt: Der Adjutant stellt seine Frage. (Bitte ohne abzulesen.)
7) Sie beantworten sie souverän.

Vorbereitung auf Fragen:

1) Nehmen Sie ein leeres Blatt Papier.
2) Machen Sie zwei Spalten.
3) Über die linke Spalte schreiben Sie „Fragen“, über die rechte „Antworten“.
4) Schreiben Sie mindestens 10 Fragen, die Sie erwarten, in die linke Spalte.
5) Schreiben Sie gute Antworten in die rechte Spalte.
6) Üben Sie die Antworten laut. Mehrmals. (Bis die Antwort sicher und flüssig über die Lippen kommt.)

Abschluss nach den Fragen:

Der Referent weiss nicht, was er nach der Beantwortung der letzten Frage sagen soll. Es fehlt der zweite Abschluss!

Wenn Ihnen nach der Beantwortung der letzten Frage aus dem Publikum auch nicht klar ist, was Sie sagen sollen, können Sie folgendes tun:

1) Schreiben Sie auf einen Spick, was Ihre Hauptbotschaft ist.
2) Nachdem Sie die letzte Frage beantwortet haben, wiederholen Sie die Hauptbotschaft
(= 2. Abschluss) – und entlassen dann das Publikum aus dem Saal.
3) Üben Sie die Hauptbotschaft laut. Mehrmals. (Bis die Antwort sicher und flüssig über die Lippen kommt.)

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