Engel


Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein (Rudolf Otto Wiemer)

Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein,
die Engel.
Sie gehen leise, sie müssen nicht schrein,
oft sind sie alt und hässlich und klein,
die Engel.

Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand,
die Engel.
Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand,
oder er wohnt neben dir, Wand an Wand,
der Engel.

Dem Hungernden hat er das Brot gebracht,
der Engel.
Dem Kranken hat er das Bett gemacht,
und hört, wenn du ihn rufst, in der Nacht,
der Engel.

Er steht im Weg und er sagt: Nein,
der Engel.
Groß wie ein Pfahl und hart wie ein Stein –
Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein,
die Engel.


Von Engeln und Hirten Michael Graff 

 "Die Hirten eilten hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag" (Eröffnungsvers: Lk 2, 16).

Fröhlich eilende Hirten, mit Klingeling unterwegs Richtung Weihnachten, das muss schon lang lang her sein. Die Hirten, die ich kenne, freuen sich auf die Tage danach. Sorgenvoll blättern sie seit Wochen im Terminkalender, überprüfen die Lücken, um beispielsweise ihre Verwandten zu besuchen. Möglicherweise nennt man diese Saison arbeitnehmerfreundlich, weil Weihnachten und Neujahr auf einen Dienstag fallen. Was die Hirten am Altar betrifft, geht es wieder einmal rund. An den wenigen Werktagen müssen sie aller Voraussicht nach mehrmals auf den Friedhof. Selig, wem die Engel dieser Tage den Weg gewiesen haben!
 Was zu finden war: Maria, Josef, Kind. Ein wenig Stallgeruch, ein wenig Dach über dem Kopf, ein wenig Stern in der Nacht. Wenn kein Engel kommt, verschlafen sie alle die heilige Nacht, Hirten und Herden. Wenn kein Engel kommt, werden sie nichts finden, nur eilig sein im Kettenkarussell. Die geneigten Leser mögen sich ihrer Flügel vergewissern. Halbe Engel sind nämlich besser als gar keine. Und immer mehr Hirten resignieren. Das ist nicht gut im alten Jahr. Das ist nicht gut im neuen Jahr.


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