Quereinsteiger QUEST

Aus einem Artikel der Zürichsee Zeitung


Nicht alle Quereinsteiger überstehen das erste Jahr
Schule. Dank der Quereinsteiger konnten im Bezirk Meilen trotz Lehrermangels die meisten Stellen besetzt werden. Doch nicht alle Lehrer mit einer Kurzausbildung bewähren sich. Einer musste die Schule verlassen.
Eva Robmann
Die als Notfallmassnahme gegen Lehrermangel eingeführte Kurzausbildung von Quereinsteigern an der Pädagogischen Hochschule (PH) Zürich zeigt Wirkung. Beinahe alle Lehrerstellen im Bezirk Meilen konnten besetzt werden, einige davon mit Quereinsteigern. So werden etwa eine ehemalige Politologin, eine Musikerin und eine Theologin an der öffentlichen Schule im Bezirk Meilen unterrichten. Oder Damen im besten Alter, die einst Führungspositionen in der Privatwirtschaft innehatten. Aber auch ein Mann, der einst Hochbauzeichner war, dann Zimmermann und nun Lehrer. Bereits vor einem Jahr wurden erste Berufsumsteiger mit einer Lehrerkurzausbildung angestellt. Nicht alle haben sich bewährt.
Nette und störende Kinder
Die «Schnellbleiche» zum Lehrer dauert für Quereinsteiger nur eineinhalb Jahre. «Da fehlen einfach zu viele Basics», sagt Birgit Höntzsch, Schulleiterin in Zumikon. Die Schule Zumikon hatte im Vorjahr gleich zwei Quereinsteiger angestellt, eine Frau und einen Mann, beide um die 50 Jahre alt. Während die Frau, eine ehemalige Germanistin, sich mit einer Unterstufenklasse bewährt hat und inzwischen vom Team als gleichwertig anerkannt wird, musste der Mann, ein ehemaliger Biologe, die Schule nach vier Monaten verlassen. Er kam mit dem Unterricht der Mittelstufenklasse nicht zurecht. Dieser Zeitung wurde etwa eine Prüfungssituation kolportiert, bei der den «netten» Kindern eine längere Prüfungszeit zugestanden worden sei als den «störenden» Kindern. «Das geht natürlich nicht», sagt die Zumiker Schulleiterin.
«Unterrichten heisst nicht nur Stoff vermitteln, sondern auch erziehen», erklärt Höntzsch, «aber dabei muss man konsequent und fair sein.» In der Schule seien eine klare Klassenführung und didaktisches Geschick wichtig, sagt Höntzsch.
457 Personen hatten sich für die diesjährige Quereinsteigerausbildung an der Zürcher PH angemeldet, 344 wurden zum Aufnahmeverfahren zugelassen, und 213 sind schliesslich aufgenommen worden. Voraussetzung für die Aufnahme sind ein Hochschulabschluss oder vergleichbare Kompetenzen und die persönliche Eignung für den Lehrerberuf.
Ein Quereinsteiger pro Team
«Mit unserer Quereinsteigerin läuft es sehr gut», sagt Claude Saladin, Schulleiter der Mittelstufe Männedorf. Die ehemalige Politologin um die 50 werde vom Lehrerteam gar nicht als Quereinsteigerin wahrgenommen, sondern als vollwertiges Mitglied. Sie habe immer an Elterngesprächen sowie an Teamsitzungen teilgenommen. Nur jetzt nicht, da sie gerade neben ihrer 50-Prozent-Stelle auch noch Abschlussprüfungen an der PH habe. «Sie wird nach Abschluss ihrer Ausbildung an der PH bei uns bleiben», sagt Saladin.
Die Quereinsteigerin in Männedorf sowie ihre Kollegin in Zumikon beweisen, dass man auch mit einer Kurzausbildung erfolgreich unterrichten kann. «Quereinsteiger sind sehr engagierte Leute, die wirklich unterrichten wollen», hat Saladin bei den Bewerbungsgesprächen festgestellt. «Und für die Schule ist es gut, dass sie Fachwissen aus andern Gebieten mitbringen.»
Schulleiterin Birgit Höntzsch hat aus ihren letztjährigen Erfahrungen als Schulleiterin mit Quereinsteigern folgende Schlussfolgerungen gezogen. Sie würde nie mehr einen Quereinsteiger zu 80 Prozent anstellen, wie dies die Pädagogische Hochschule als Maximum angibt. «Quereinsteigern würde ich während ihrer Ausbildung höchstens eine 50-Prozent-Stelle geben. Und das Lehrerteam verträgt nicht mehr als einen Quereinsteiger aufs Mal», sagt Höntzsch, denn dieser brauche viel Coaching und Unterstützung.

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