Thomas Bär Stadtoriginal von Frauenfeld

Leider sehr früh verstorben. Hier der Artikel aus der Thurgauerzeitung

Thurgauer Zeitung, 22. Februar 2014, 10:50 Uhr
ZUM GEDENKEN

Thomas Bär und seine Orgel sind verstummt

THOMAS BAERZoom
Thomas Bär (1958 bis 2014) mit Orgel und Hund in der Halle der Frauenfelder Hauptpost.(Bild: Nana do Carmo)
MARKUS ZAHND
Frauenfeld. Es waren Töne der Vertrautheit. Kehrte man mit dem Zug nach Frauenfeld zurück, hörte man sie. Ging man in der Passage einkaufen, ebenfalls. Und musste man auf der Hauptpost etwas erledigen, hallten sie durchs Gewölbe. Thomas Bär und seine Drehorgel gehörten zu Frauenfeld wie Schloss und Rathaus. Egal ob es bitterkalt war oder glühend heiss – Bär drehte unermüdlich die Kurbel seiner Orgel und erfreute damit viele Frauenfelder. Vor einem Monat nun ist Thomas Bär an einer akuten Krankheit im Alter von 55 Jahren unerwartet verstorben.

Drehorgel statt IV-Rente

Bär hat einmal gesagt, dass ihm seine Tätigkeit keine Freude bereitet. Die Arbeit sei monoton und fordere ihn nicht heraus. Dennoch war die Drehorgel wichtig für sein Selbstwertgefühl. Denn er wollte keine IV beziehen, wollte nicht auf Kosten anderer leben. Selbstverständlich war das nicht. Bär litt schon als Kind – er wurde im Februar 1958 in Trogen geboren – am grauen Star, als 25-Jähriger erblindete er. Schuld daran war eine schleichende Netzhautablösung. Damit stand fest, dass Bär seinen Traumberuf Lokomotivführer nie wird ausüben können.
Ans Aufgeben dachte Bär allerdings nicht. Er machte eine Anlehre als Mechaniker und zog Ende der 1980er-Jahre nach Aadorf, weil er bei der Firma Griesser eine Stelle gefunden hatte. Es war mit die glücklichste Zeit in seinem Leben, denn er heiratete auch. Seine Frau motivierte ihn, sich im tontechnischen Bereich weiterzubilden. Danach arbeitete er im Blindenzentrum in Landschlacht, wo er unter anderem die Blindenbibliothek betreute. Bär liess sich auch nicht davon unterkriegen, dass ihm dort nach lediglich einem Jahr wieder gekündigt wurde. Stattdessen absolvierte er eine Ausbildung zum Masseur, doch nach dem Scheitern seiner Ehe war auch seine Laufbahn als Masseur vorbei.

Auch andernorts unterwegs

Vor rund 15 Jahren dann, Bär lebte mittlerweile in Frauenfeld, begann er, Drehorgel zu spielen. Anfänglich lieh er sich die Orgel und musste dafür einen Teil seiner Einnahmen abgeben. Später besass er eine eigene Drehorgel. Er spielte seine Musik nicht nur in Frauenfeld, sondern auch in anderen Städten und Dörfern in der Region.
Nach guten ersten Jahren seien die Einnahmen stets zurückgegangen, sagte Bär. Aufgeben wollte er deshalb nicht. Er sagte aber, dass er immer die Hoffnung habe, dass er noch einmal eine neue Aufgabe finde. Gelungen ist ihm das bis zu seinem Tod nicht. So drehte er die Kurbel seiner Drehorgel täglich bis zu acht Stunden. Doch nun ist die Orgel verstummt, Thomas Bär und die vertrauten Töne sind nicht mehr da.

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