
Apple geht (wieder einmal) neue Wege. Nicht Natel, nicht Notebook, nicht Computer, sondern etwas was alles und doch nichts davon ist. Kann das gut gehen?
«Ned ganz 100» sei er. Ausserdem stinke der «Pyjamachinese», der immer «so wirrs Züg» vor sich hinbrabble. Bereits 633 Mitglieder zählt eine Facebook-Gruppe, die sich voll und ganz einem behinderten Mann widmet und gar Bilder von ihm ins Netz stellt. Gruppengründer Miguz sieht darin kein Problem: «Jeder in Luzern kennt ihn. Er ist einfach kultig.»
Bei Pro Infirmis zeigt man sich enttäuscht. Sprecher Mark Zumbühl: «Früher beschimpfte man Behinderte auf dem Pausenplatz als ‹Möngi›. Heute macht man sich halt auf Facebook über die Schwachen lustig.» Kurt Rossi, PR-Berater bei Farner, betrachtet die Gruppe als «Ausdruck einer neuen Generation, die einen völlig anderen Umgang sowohl mit der eigenen als auch der fremden Privatsphäre pflegt». Es würden oft Gruppen gegründet, ohne sich aller Konsequenzen bewusst zu sein.
«Viele Jugendliche denken nur an ihren Spass»
Konsequenzen, die einen gar hinter Gitter bringen könnten. Laut Strafrechtsexperte David Gibor verstossen Kommentare wie «dä huere Chines» gegen die Rassismusstrafnorm. Solche Offizial delikte können mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren bestraft werden.
Eliane Schmid vom eidgenössischen Datenschutz rät dem Betroffenen, Anzeige wegen «Verletzung der Privatsphäre und Ehrverletzung» zu erstatten.
Ihr sei nicht bewusst gewesen, dass sie mit ihrem Facebook-Kommentar gegen den Persönlichkeitsschutz verstos sen habe, sagt Melanie Fäh, die das Cybermobbing opfer als «so en Grusige» bezeichnet hatte. Fäh: «Viele Jugendliche denken halt nur an ihren Spass.»
Virtuell sterben: Der Ausstieg aus Facebook und Co. ist gar nicht so einfach.
Bild: Keystone
In den letzten Momenten vor dem Tod, so heisst es, ziehe das eigene Leben wie ein Film vor den Augen vorbei. Ähnlich endet auch das Parallelleben, welches man bei Facebook, Twitteroder Myspace führen kann – wenn man es mittels der Web 2.0 Suicide Machine beendet. Die Website der holländischen Firma Moddr, hinter der wiederum eine Künstlergruppe aus Rotterdam steht, merzt das virtuelle Dasein in sogenannten sozialen Netzwerken aus. Man gibt auf suicidemachine.org einfach seine Login-Daten an und kann am Bildschirm mitverfolgen, wie etwa die Facebook-Freunde einer nach dem anderen aus dem eigenen Profil entfernt werden, man automatisch aus sämtlichen Gruppen verschwindet, denen man beigetreten ist, und mehr. Zu guter Letzt ändert die Suicide Machine das Passwort des eigenen Kontos ab, sodass man sich, selbst wenn man möchte, nie wieder einloggen kann.
Ganz gelöscht wird das Profil nicht (das können nur die Facebook-Betreiber selbst), dafür ist man fortan Mitglied der Facebook-Gruppe SNS (Social Network Suiciders), die derzeit etwas unter 400 Mitglieder zählt.
«Ich fahre wieder Fahrrad»
Auf der Website der Suicide Machine kann zudem, wer möchte, noch ein paar «letzte Worte» hinterlassen. Sämtliche Suiciders sind hier mit Bild (etwa ihrem letzten Profilbild aus Facebook) auf einer Art digitalem Friedhof verewigt. Er werde jetzt wieder Fahrrad fahren, schreibt einer. Twitter sei doch bloss Zeitverschwendung gewesen, ein anderer. Und Nutzer «kyrrelys» zeigt sich erleichtert, nun endlich an einem besseren Ort angekommen zu sein.
Gemeint ist allerdings nicht ein allfälliges Leben nach dem Tod, sondern das reale Leben im Hier und Jetzt. Wieder mehr Zeit mit den echten Freunden zu verbringen, nehmen sich viele der Aussteiger vor. Dies ist auch die Botschaft des reichlich übertrieben wirkenden Werbevideos auf der Moddr-Website.
Wer das nun sofort ausprobieren möchte, hat allerdings Pech gehabt. Facebook hat Moddr vergangene Woche per Anwalt untersagt, den Dienst weiterhin anzubieten, und blockiert Aufrufe von IP-Adressen der Firma. Als Begründung wird darauf hingewiesen, dass die Weitergabe von Nutzer-ID und Passwörtern, wie es für den Dienst nötig ist, nicht gestattet ist. Die Suicide Machine betont übrigens, keine Passwörter oder persönlichen Angaben zu speichern.
Bitte bringen Sie sich später um
Darüber hinaus ist die digitale Sterbehilfe derzeit überhaupt nicht verfügbar; es erscheint lediglich eine Meldung, die Technik sei mit den vielen Anfragen überfordert. Man solle doch seinen Selbstmord 2.0 bitte auf später verschieben – ihren Humor haben die Initianten der Selbstmordmaschine jedenfalls nicht verloren.
Nicht einmal 1000 Leute haben sich mit Hilfe von Moddr von Facebook, Twitter, Myspace und LinkedIn permanent verabschiedet. Angesichts der Gesamtzahl von Anwendern (allein bei Facebook sind es über 350 Millionen weltweit) also ein verschwindend kleiner Teil. Dennoch genug, um die Betreiber nervös zu machen und die Anwälte loszuschicken. Denn ein unauffällig brachliegendes Konto ist gegenüber den Werbekunden immer noch mehr wert als ein sichtlich unbrauchbar gemachtes, wie es Suicide Machine hinterlässt. Wie viele inaktive, kaum oder gar nicht mehr genutzte Konti es gibt, darüber schweigen die Betreiber. Der Anteil, so darf gemutmasst werden, dürfte aber beachtlich sein. Und eine Facebook–Gruppe wie SNS könnte diesen unangenehm sichtbar machen, sollte sie denn plötzlich exponentiell wachsen. Dieses Risiko will Facebook offenbar nicht eingehen.
Die Betreiber der Selbstmordmaschine wollen sich nicht abschrecken lassen und haben bereits ein neues Ziel ausgemacht: Nichts weniger als die automatische Löschung aller persönlichen Daten bei Google wollen sie dereinst ermöglichen.
Facebook ade: Ausgestiegen.com zeigt, wie es funktioniert.
Sebastian hatte genug, weil er Freunde im wirklichen Leben treffen und seine «Privatsphäre nicht an Facebook und im ganzen Internet verschleudern will.» Nutzer «ST» kehrt dem Portal den Rücken, weil er auch noch ein Leben habe.
Mirko wusste schon bei der Registrierung, dass Facebook «nur oberflächlich ist und die Leute mehr über einen Wissen als man selbst...» Diese und viele andere Begründungen kann man auf Ausgestiegen.com nachlesen. Tagesanzeiger.ch/Newsnetz berichtete bereits im September darüber, dass viele User es nicht mehr «cool» finden, bei Facebook zu sein.
Gefühl von Voyerismus
Neben Facebook-Abtrünnigen erzählen auf der Aussteiger-Seite auch Ex-Mitglieder von anderen Netzwerken wie Xing oder Myspace, warum sie ihren Account gelöscht haben. Hinter der Seite Ausgestiegen.com steht laut Zeit.de der Österreicher Dieter Willinger. Der 32-Jährige Web-Designer war seit 2007 Facebook-Mitglied. Doch an einem Abend, als er wieder einmal eine Stunde auf dem Portal verbrachte, fragte er sich, was er hier eigentlich macht und wen er in Facebook überhaupt darstellt. Beim Durchklicken von Fotos und Statusmeldungen von anderen Menschen kam in ihm ein Gefühl von Voyeurismus auf, das ihm nicht mehr behagte - «und ich wollte auch keine Freundschaften mit Leuten aufrechterhalten, die ich nie sehe.»
Willinger beschreibt auf Ausgestiegen.com die Risiken und Nebenwirkungen von Facebook und vergleichbaren Angeboten: «Nie zuvor waren Menschen und ihre Beziehungen besser durchleuchtbar als heutzutage. Nie zuvor haben Menschen freiwillig mehr von sich selbst Preis gegeben als heutzutage. Nie zuvor haben Menschen so leichtfertig auf ihre Privatsphäre verzichtet wie heutzutage.»
So steigen Sie aus
Ausstiegswillige finden auf der Website eine genaue Beschreibung, wie sie ihren Facebook-Account abschütteln können. So erfährt man, dass Fotos, Kommentare oder Statusmeldungen nach dem Auflösen zwar nicht mehr sichtbar sind, sich aber immer noch in der Datenbank befinden. So können jene, die eines Tages doch wieder reumütig zurückkehren wollen, ihr still gelegtes Profil wieder aktivieren. Wer jedoch fest davon überzeugt ist, dass der Schritt endgültig ist, muss an die Facebook-Betreiber schreiben. Nach einer Frist von 14 Tagen werden die Daten laut Ausgestiegen.com endgültig gelöscht. Bei all diesen Schritten belagert Facebook den Nutzer und fragt ihn immer wieder, ob der Ausstieg gut überlegt seit und ob man das Problem nicht mit einer Änderung in den Privatsphäre-Einstellungen lösen könne.
Nicht alle Abtrünnigen scheinen sich indessen vom Gedanken der sozialen Netzwerken verabschieden zu wollen. So schreibt Lothar Poeltz: «Wie wäre es, wenn wir uns besser vernetzen! Kann man hier auf Ausgestiegen.com nicht eine kleine Messaging-Funktion einbauen, vielleicht auch eine, mit der man kleine Gruppen einrichten kann?»
Stolz, ein Schweizer zu sein: Eduardo Frei Ruiz-Tagle.
Eduardo Frei Ruiz-Tagle (* 24. Juni 1942 in Santiago de Chile) ist ein chilenischer Politiker. Er gehört der Christdemokratischen Partei Chiles an und war von 1994 bis 2000 Präsident Chiles und ist der Kandidat der Concertación de Partidos por la Democracia für die aktuelle Präsidentschaftswahl.
(Quelle: Wikipedia)
Mitten im Wahlkampf hat Eduardo Frei Ruiz-Tagle gestern vor ausländischen Journalisten stolz seinen Schweizer Pass präsentiert. Vor zwei Monaten habe er das Schweizer Bürgerrecht erhalten. Dies berichtet die spanische Nachrichtenagentur EFE.
Wird also bald ein Schweizer Chile regieren? Bei der Präsidentenwahl hat im Dezember zwar keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erzielt. Der konservative Kandidat Sebastián Piñera und der frisch gebackene Schweizer Eduardo Frei müssen aber in einer Stichwahl am 17. Januar nochmals gegeneinander antreten. Ein Schweizer Chile-Präsident ist also immer noch möglich, auch wenn Kommentatoren die Chancen auf einen Sieg eher bei Piñeras sehen.
«Mein Grossvater war Schweizer und kam 1905 nach Chile, er heiratete eine Einheimische und lebte sein ganzes Leben hier. Bereits mein Vater (Eduardo Frei Montalva, erster christdemokratische Präsident Chiles von 1964 bis 1970, Anm d. Red) wurde nach dem Ende seiner Präsidentschaft Schweizer», sagt Frei Ruiz-Tagle gegenüber den Medien.
«Das erfüllt mich mit Stolz»
Auf die Idee, das Bürgerrecht zu beantragen, ist Frei Ruiz-Tagle 2008 gekommen, als er noch Präsident des Senats war und eine Schweizer Delegation von Parlamentariern empfing. Da sei die Sehnsucht nach dem Land seiner Vorfahren geweckt worden. «Vor zwei Monaten habe ich die Bestätigung erhalten, dass ich jetzt Schweizer bin. Das erfüllt mich mit Stolz.»
Die Heimatstadt seines Grossvaters, Eduardo Frei Schlinz, liege «im Kanton St. Gallen.» In dem Dorf (das er nicht namentlich erwähnt) gebe es sogar eine Gedenktafel zu Ehren seiner Familie.
Gemäss der Website des Kantons St. Gallen handelt es sich bei dem Dorf um Nesslau-Krummenau. Von dort seien Freis Vorfahren nach Südamerika ausgewandert. Sein Vater (Eduardo Frei Montalva) hat die Gemeinde in den neunziger Jahren sogar einmal besucht.
Andere Quellen sprechen allerdings davon, dass Eduardo Frei Schlinz in Österreich geboren wurde und in Zürich aufwuchs. Mit 24 Jahren soll er die Schweiz Richtung Chile verlassen haben.
Auch ein Professor der Universität Wien sagte 2003 in der chilenischen Zeitung «La Tercera», dass die Frei-Familie österreichischen Ursprungs war. Mitte des 19. Jahrhunderts sei die Familie dann in eine Schweizer Stadt nahe der Grenze gezogen.
Setzt sich am 17. Januar der konservative Kandidat Sebastián Piñera durch, wäre das eine politische Zäsur in Chile. Erstmals seit dem Ende der Pinochet-Diktatur würde die Rechte das Amt des Präsidenten erobern. Und damit würde auch kein Schweizer die Spitze eines südamerikanischen Landes erobern – es wäre schade.