Pfarrer Mangel

Pfarrmangel auch bei den evangelisch - reformierten Kirchen.

Was schon lange gemunkelt wurde ist nun klar geworden:

Vgl. Artikel aus die Welt


Weil nicht genügend junge Leute Theologie studieren, werden viele evangelische Gemeindestellen künftig unbesetzt bleiben. Der Nachwuchsmangel schien lange nur ein katholisches Problem zu sein.
Pfarrermangel in Deutschland
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Infografik Die Welt
Obwohl die Zahl der Studienanfänger zuletzt stetig gestiegen ist, ...

Dabei will man die Zahl der Stellen dort sogar reduzieren, da ja die Zahl der Kirchenmitglieder schwindet. Doch auch solche Stellenstreichungen reichen nicht: Es wird zu wenige Pfarrer für die verbleibenden geben. Ende des kommenden Jahrzehnts soll es in der Pfalz 400 Pfarrstellen geben (jetzt sind es noch 470), aber man hätte, dies ergibt sich aus den Zahlen des verfügbaren Nachwuchses, nur noch rund 320 Theologen.
Lange Zeit schien es, als sei dies ein katholisches Thema. Doch jetzt verdichten sich die Hinweise, dass auch die evangelische Kirche auf einen Mangel an Pfarrern zusteuert. So wurde in der evangelischen Landeskirche der Pfalz errechnet, wie sich dort in den kommenden 15 Jahren die Zahl der Pfarrstellen und die der Pfarrer entwickeln werden. Ergebnis: Von 2023 an wird es weniger Geistliche geben als Stellen, auf denen sie arbeiten könnten.
Schon jetzt stellt man in Bayern fest, dass vor allem in ländlichen Regionen 20 bis 30 Prozent der evangelischen Pfarrstellen vakant sind. Ähnliches wurde in Hessen-Nassau konstatiert. Es fehlt an Nachwuchs. Und zwar so sehr, dass auch dort bei starkem Stellenabbau nicht genug Theologen da sein werden, um alle verbleibenden Pfarrhäuser zu füllen.

Abbau von einem Viertel bis 2030

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat sich das Ziel gesetzt, die Zahl der Pfarrer deutschlandweit bis 2030 auf 16.500 zu reduzieren, was gegenüber heute ein Abbau von gut einem Viertel wäre. Aber die Zahl der Volltheologiestudenten geht viel stärker zurück.
Im Wintersemester 1992/93 standen noch 7800 evangelische Theologiestudenten auf den Listen, mit denen man die künftigen Anwärter auf den Pfarrdienst erfasst. Doch im Wintersemester 2011/12 betrug die Zahl dieser Listenstudenten nur noch 2400. Ähnlich ist es bei denjenigen, die sich neu in die Liste eintragen. 1992/93 gab es 786 Neueintragungen, 2011/12 waren es nur 372, also nicht einmal die Hälfte.
Diese wenigen Nachwuchstheologen werden nicht ausreichen, um den Personalverlust auszugleichen, der wegen der Pensionierungswelle bevorsteht. Noch einmal Pfalz: In den Pfarrerjahrgängen, die zwischen 2023 und 2029 in Pension gehen werden – Geburtsjahrgänge 1957 bis 1963 – gibt es dort 226 Theologen im Pfarrdienst. Doch die Zahl der Listenstudenten, die deren Dienst übernehmen könnten – Jahrgänge 1984 bis 1990 – beträgt gerade mal 54.

Zusammenhang mit Verunsicherung der Pfarrer?

Als der Verband der evangelischen Pfarrerinnen und Pfarrer, die Interessenvertretung von rund 21.000 Theologen, jene Zahlen am Montag auf dem Jahrestreffen in Hannover diskutierte, wurden für die düsteren Aussichten vor allem zwei Gründe genannt. Erstens die abschreckende Wirkung, die es in den 90er-Jahren hatte, dass damals angehende Geistliche kaum Stellen bekamen – weil die Kirchenleitungen dachten, man habe zu viel Nachwuchs.
Zweitens, so meint man im Verband, sei der Pfarrberuf nicht mehr attraktiv, weil die Belastung durch den wachsenden Umfang der Gemeinden und der Arbeitsbereiche stetig zunehme und die Theologen im Zuge von Reformen mit immer neuen Anforderungen und Kritik wegen angeblichen Versäumnisse konfrontiert würden.
"Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen dem Nachwuchsmangel und der Verunsicherung der Pfarrerinnen und Pfarrer", sagte der Verbandsvorsitzende Thomas Jakubowski der "Welt".
In der Tat: Die Kirche ist lange nicht pfleglich mit dem Nachwuchs umgegangen und hat es auch Älteren schwer gemacht, bei denen Burn-out ein Thema ist.
"Das Pfarrerbild der Kirchenleitungen ist sehr skeptisch", sagte in Hannover die Theologieprofessorin Isolde Karle, die über die Lage der Geistlichen forscht und feststellt, dass ihnen die Kirchenleitungen Signale sendet, welche Karleso umreißt: "Wenn ihr euch nicht steigert, müssen wir Stellen kürzen."

Kaum noch intellektuelles Interesse

Zuweilen, so Karle, werde den Pfarrern dabei Falsches suggeriert. Etwa wenn die Kirchenleitungen behaupteten, in der Gesellschaft steige das religiöse Interesse, weshalb die Pfarrer ihre Gemeinden wachsen lassen müssten. "So groß ist der religiöse Markt nicht", sagte Karle und verwies darauf, dass populäre Glaubensformen wie Esoterik oder eine diffuse Spiritualität von christlicher Verkündigung nicht erreicht werden. Steter Ansporn von oben könne da frustrieren.
"Guter Nachwuchs ist im Augenblick ein Problem", sagte Karle und plädierte ähnlich wie der Verband dafür, dass man die gegenwärtig reichlich sprudelnden Kirchensteuern für die Einrichtung attraktiverer Stellen verwenden solle.
Allerdings spricht viel dafür, dass der Nachwuchsmangel auch andere Gründe als nur die Stellenprofile hat. So klagen Professoren seit Längerem darüber, dass ein Theologiestudium bei jungen Leuten kaum noch intellektuelles Interesse wecke, sodass "wir nicht mehr die Besten eines Abiturjahrgangs bekommen und daher in diesen Generationen an Strahlkraft verlieren", wie ein Hochschullehrer sagt.
Hinzukommt, dass gerade akademisch ambitionierte Studenten von manchen Kommilitonen an den Fakultäten abgeschreckt werden. Zumindest an einigen Hochschulen scheint der Anteil der Evangelikalen zu wachsen, die sich für Wissenschaft kaum interessieren, in kleinen Gruppen das persönliche Heil suchen und sich damit von der übrigen akademischen Kultur abschotten.

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