Taizé Dynamik des Provisorischen

Bericht zu Taizé aus jesus.ch


Wie viele Jogurt Becher es dafür wohl gebraucht hat...

EINFACHHEIT, FREUDE UND BARMHERZIGKEIT

Taizé und die «Dynamik des Provisorischen»


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DER GLOCKENTURM VON TAIZÉ.
Vor fünf Jahren wurde Frère Roger ermordet, der Gründer der Communauté Taizé. Wie lebt die Gemeinschaft ohne ihren charismatischen Leiter?
«Kritische Stimmen gegenüber Taizé hat es von Anfang an gegeben», erzählt Martin Gadient (59), Gemeindeleiter in Menzingen, Kanton Zug. Er ist regelmässig in Taizé zu Gast. «Nicht wenige Jugendseelsorger haben sich bereits in den 70er Jahren die Frage gestellt, ob Taizé ohne Frère Roger überleben könne. Das mag auch an der generell kritischen Einstellung 'demokratieverliebter' Schweizer gegenüber Charismatikern liegen», fügt er hinzu.
Heutzutage kommen jährlich etwa 200.000 Jugendliche in die Gemeinschaft in den Hügeln des Burgund. Das «Kommen und Gehen in Taizé ohne Beitrittszwang» nennt Margrit Mason als einen Gründe für diese regen Besuche. Die 66jährige aus dem schweizerischen Euthal ist regelmässig in Taizé zu Gast und hat viele Jahre Reisen zu europäischen Jugendtreffen organisiert. Die Spiritualität von Taizé hat sich in Form von Musik und Gottesdienstgestaltung überall auf der Welt verbreitet.

Einfachheit, Freude und Barmherzigkeit

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FRÈRE ROGER
Die Werte der Gründergeneration leben weiter - nicht zuletzt des starken ökumenischen Akzents. Insgesamt sei Taizé von Anfang an auf die «Dynamik des Provisorischen» ausgerichtet gewesen, erzählt Frère David, 37 Jahre. Er dient in Taizé als Ökonom und Medienbeauftragter. Man reagiere konkret auf die Herausforderungen in der Situation, ohne unnötig viele Regeln oder einem Verhaltenskodex.
Prior ist derzeit Frère Alois (55) aus Stuttgart. Nach seinen Worten verstehe sich die Gemeinschaft als Familie, in der man auch Konflikte austragen müsse, und zwar auf der Grundlage dessen, was einen trotz ungelöster Konflikte verbinde. «Wenn sich Probleme aufdrängen, kann man sie bereden; man kann damit leben. Dann löst sich vieles von selbst», erzählt Mason.

Früh eingeleiteter Wechsel

Hat sich konkret also nichts verändert? Schwester Alicia (39), meint, es sei noch zu früh, um grössere Veränderungen festzustellen. Sie gehört zum Orden von St. André, der die Communauté unterstützt. Da Frère Alois noch jung sei, fänden nun mehr Auslandsreisen und internationale Treffen statt, sagt sie. Andere ergänzen, dass die letzten 15 Jahre eher taizézentriert waren; für mehr oder anderes war Frère Roger zu alt.
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ANDACHT IM EMPFANGSPAVILLON (BILD 2006).
Schon längere Zeit vor seinem Tod im Jahr 2005 hatte er seine Nachfolge vorbereitet. Im Einvernehmen mit den Brüdern hatte Frère Roger bereits 1998 Frère Alois zu seinem Nachfolger bestimmt. Der Wechsel war damit ein gemeinsamer Schritt. «Frère Alois hat die Führungsaufgabe nahtlos übernommen im Wissen, dass er von der Bruderschaft getragen wird», sagt Mason.

«Vertrauen bleibt verletzlich»

Dennoch ist der Verlust der Gründerfigur spürbar: «Er fehlt uns sehr», sagt Frère Alois. «Sein Dasein hat den richtigen Ton angegeben: Die Art, wie wir miteinander umgegangen sind, wurde durch seine Anwesenheit wesentlich beeinflusst.» Der gewaltsame Tod hat die Bruderschaft nicht von der Grundausrichtung auf «eine Pilgerschaft des Vertrauens» abgebracht: «Vertrauen bleibt verletzlich, enttäuschbar», sagt er. Trotzdem sei es für Frère Roger eine wohlüberlegte und entschiedene Haltung gewesen.
Dankbar ist der Leiter, weil im gemeinschaftlichen Leben dennoch mehr Kontinuität zu sehen sei als Bruch. «Nicht einen Tag kamen uns Zweifel, ob wir als Gemeinschaft zusammenbleiben könnten», erzählt er. Dies führt er vor allem auf Frère Rogers Vorbild an Bescheidenheit zurück: «Er wollte, dass wir wie Johannes der Täufer stets von uns selbst weg auf Christus zeigen.» Das mag auch der Grund sein, wieso in Taizé von Anfang an ein Kult um Frère Roger vermieden wurde, vermutet ein Volontär.

Neuauflage von Frère Rogers Schriften

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GEMEINSCHAFT INMITTEN DER LIEBLICHEN HÜGEL DES BURGUNDS.
Und wie geht es weiter? Für Jugendliche, die Frère Roger noch nicht kennen, wurden kürzlich die «Quellen von Taizé» aus dem Jahr 1953 neu aufgelegt. Aktuell überlegen die Brüder, auf welche Weise auch seine übrigen vergriffenen Schriften herauszugeben seien. «Die Tagebücher», meint Frère Alois, «sind in ihren Aussagen oft sehr zeitgebunden».
An seinem Todestag konnte Frère Roger einen Satz nicht mehr zu Ende führen. Er begann mit: «Elargir ...», «Ausweiten ...». Dieses Wort inspiriert nun die Brüder zum Weitergehen und führte bereits zu vermehrten internationalen Treffen und zum interkonfessionellen Austausch. Frère David: «Ich hoffe, wir lassen uns auch weiterhin vom leisen Säuseln des Heiligen Geistes führen. Ich wünsche mir, dass wir uns jeden Tag aufs neue die Frage stellen, wie wir heute auf den Anruf Christi antworten sollen.»
Autor: Mateja Zupancic
Bearbeitung Livenet
Datum: 26.05.2010
Quelle: Kipa

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