Regel von Taizé

In Wikipedia ist zu den Regeln zu lesen:

Die Ordensregeln
Die Brüder der Communauté leben nach der von Frère Roger verfassten Regel „die Quellen von Taizé“. Sie gehen zurück auf erste Niederschriften aus dem Jahr 1941, ein Jahr nach der Ankunft Frère Rogers in Taizé.[é.f. 2] Zur Abfassung der Regel von Taizé kam es erst zwölf Jahre nach dem Beginn des Lebens in Taizé, im Winter 1952/1953.[11] Gestützt auf das Leben und die Erfahrungen der jungen Communauté, fasst Frère Roger „das Essentielle, das das gemeinsame Leben ermöglicht“ in Worte.[é.f. 3] Diese erste Regel von Taizé erfuhr Veränderungen und Anpassungen in den Jahren 1966, 1975 und 1980.[é.f. 4] Die Ergänzungen des Jahres 1966 waren von den Erfahrungen Rogers als Beobachter des Zweiten Vatikanischen Konzils geprägt.[é.f. 5] 1980 erschien die Regel unter einem neuen Titel, denn „sie hat nichts von einer Regel im eigentlichen Sinn, sie will einen einfachen Weg aufzeigen, um ein Gleichnis der Gemeinschaft zu leben“: Die Quellen von Taizé.[é.f. 6]
1990 erfuhren die Quellen von Taizé durch Frère Roger eine umfangreiche Überarbeitung. Mit letzten Änderungen im Jahr 2001 gab Frère Roger den Quellen ihre endgültige Version.[é.f. 7]

Dazu passend das Interview mit 2 Brüder in Bibeltv

Die Regeln von Taizé habe ich bei kath.ch einen Eintrag von 2012 gefunden:


Die Regel von Taizé

Übersicht

Einleitung
Das Gebet Die Mahlzeit
Der Bruderrat
Das Zusammenleben
Lass in deinem Tag Arbeit und Ruhe vom Wort Gottes ihr Leben empfangen Wahre in allem die innere Stille, um in Christus zu bleiben
Lass dich durchdringen vom Geist der Seligpreisungen: Freude, Barmherzigkeit, Einfachheit Freude
Barmherzigkeit
Einfachheit
Zölibat Gütergemeinschaft
Diener der Gemeinschaft: der Prior
Die ausgesandten Brüder Die neuen Brüder
Der Gästeempfang Schlussbemerkung
Ermahnung, verlesen bei der Profess Die Engagements bei der Profess
1

Einleitung
Bruder, wenn du dich einer gemeinsamen Regel unterstellst, kannst du dies nur um Christi und des Evangeli- ums willen1.
Dein Lobsingen und dein Dienst sind von nun an ganz in eine Gemeinschaft von Brüdern eingefügt, die ihrer- seits der Kirche eingegliedert ist. Bei deinem inneren Suchen, das für dein Leben als / (14) Christ so notwen- dig ist, wirst du durch diese Gemeinschaft angespornt und mitgenommen. Du bist von nun an nicht mehr al- lein. In allem hast du mit deinen Brüdern zu rechnen.
Seufze also nicht unter der Last einer Regel; vielmehr freue dich! Denn unter Verzicht zurückzuschauen2 und gemeinsam mit allen, getragen vom gleichen Wort des Herrn, kannst du dich Christus jeden Tag neu entge- genwerfen.
Die vorliegende Regel umfasst das Minimum, ohne das sich eine Gemeinschaft nicht in Christus aufbauen und dem gleichen Dienst Gottes hingeben kann. Bei diesem Bestreben, nur das Wesentliche festzulegen, bleibt eine Gefahr: deine Freiheit könnte zum Vorwand werden, nach deinen eigenen Neigungen zu leben. Da dein Heil in der alleinigen Gnade des Herrn Jesus Christus liegt, erlegst du / (15) dir keine Askese um ihrer selbst willen auf. Dein Bemühen um Selbstbeherrschung hat kein anderes Ziel als grössere Verfügbar- keit. Keine unnötigen Verzichtleistungen; halte dich an das, was Gott dir aufträgt. Die Lasten der anderen tragen, die kleinen Kränkungen des Alltags annehmen, um konkret am Leiden Christi teilzuhaben, darin liegt unsere allererste Askese.
Du fürchtest, eine gemeinsame Regel könnte deine Persönlichkeit erdrücken, wo sie dich doch von unnützen Fesseln freimachen soll, damit du die Verantwortung, die der Dienst mit sich bringt, besser tragen und der Kühnheit, die in ihm liegt, besser gerecht werden kannst.
Du würdest dein Verständnis vom Evangelium einengen, wenn du, aus Furcht dein Leben zu verlieren, dich selbst festhieltest. Wenn das Weizenkorn nicht stirbt3, kannst du nicht darauf / (16) hoffen, jemals deine Per- sönlichkeit sich zu Fülle christlichen Lebens entfalten zu sehen.
Bleibe niemals stehen, ziehe voran mit deinen Brüdern, laufe dem Ziel zu auf den Spuren Christi! Seine Spur ist ein Weg des Lichts: Ich bin, aber auch: Ihr seid das Licht der Welt4... Damit die Klarheit Christi dich durch- dringe, genügt es nicht, sie einfach zu betrachten, ( als wärst du nur ein rein geistiges Wesen); lass dich fest entschlossen, mit Leib und Geist, auf diesen Weg ein.
Sei unter den Menschen ein Zeichen von brüderlicher Liebe und von Freude. Öffne dich dem Menschlichen und du wirst sehen, wie alles eitle Verlangen nach Weltflucht vergeht. Stehe zu deiner Zeit, passe dich den Erfordernissen des Augenblicks an. Vater, ich bitte dich nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, / (17) son- dern, dass du sie vor dem Bösen bewahrst5. Liebe die Benachteiligten, alle, die unter der Ungerechtigkeit der Menschen leiden und nach Gerechtigkeit dürsten; ihnen galt die besondere Aufmerksamkeit Jesu; fürchte niemals, sie könnten dir lästig fallen.
Bringe deinen Eltern tiefe Zuneigung entgegen; gerade diese soll ihnen helfen, die Absolutheit deiner Beru- fung zu erkennen.
Liebe deinen Nächsten, wo auch sein religiöser oder ideologischer Standort sein mag.
Finde dich niemals ab mit dem Skandal der Trennung unter den Christen, die sich alle so leicht zur Nächsten- liebe bekennen, aber zerspalten bleiben. Habe die Leidenschaft für die Einheit des Leibes Christi. / (18)
Das Gebet
Gleich wie die Jünger in grosser Freude immer im Tempel waren und dich priesen und lobten6, will ich deine Wundertaten erzählen, denn du hast mein Klagen in Tanzen verwandelt und mich mit Freude umgürtet, damit dir mein Herz singt und nie verstummt7.
1 Mk 10,29
2 Phil 3,13
3 Joh 12,24
4 Joh 8,12 und Mt 5,14 5 Joh 17,15
6 Lk 24,53
7 Ps 30,12-13
2

Das gemeinsame Gebet hat seinen Ort in der Gemeinschaft der Heiligen. Um aber diese Gemeinschaft mit den Glau-/benden aller Zeiten zu verwirklichen, sollen wir uns einer eindringlichen Fürbitte für die Menschen und die Kirche hingeben.
Der Herr ist nicht auf unsere Fürbitte und unser Lobsingen angewiesen. Es ist indessen Gottes Geheimnis, dass er von uns, seinen Mitarbeitern, verlangt, allezeit zu beten und darin nicht nachzulassen8.
Seien wir darauf bedacht, in den Sinn der gottesdienstlichen Handlung einzudringen, suchen wir hinter den Zeichen, die uns als Geschöpfe zugänglich sind, eine unsichtbare Wirklichkeit, die dem Reich Gottes ange- hört. Achten wir jedoch auch darauf, diese Zeichen nicht zu vervielfachen und ihnen ihre Einfachheit zu erhal- ten, die ihren evangelischen Wert verbürgt.
Das Gottesdienstgewand soll uns daran erinnern, dass unser ganzes Wesen von / (20) Christus überkleidet wurde. Auch ist es ein Mittel, anders als durch das Wort das Lob des Herrn zum Ausdruck zu bringen.
Der Lobpreis Christi, wie er im Gottesdienst zum Ausdruck kommt, dringt in dem Masse durch, wie er sich auch in den bescheidensten Arbeiten fortsetzt. In der Regelmässigkeit des gemeinsamen Gebets keimt die Liebe Jesu in uns, ohne dass wir wüssten wie9.
Das gemeinsame Gebet entbindet uns nicht vom persönlichen Beten. Eines trägt das andere. Nehmen wir uns jeden Tag einen Augenblick, um uns in unserem innigen Verbundensein mit Christus Jesus zu erneuern. Und da wir bei Christus über alle Massen beschenkt werden10, wollen wir uns ganz dem lebendigen Wort Gottes hingeben, es die verborgensten Tiefen unseres Daseins anrühren lassen, damit es / (21) nicht nur über unseren Geist, sondern auch über unseren Körper Macht gewinne.
Christus, das fleischgewordene Wort, schenkt sich uns sichtbar im Sakrament. Nähre dich also am Mahl der Danksagung, der Eucharistie, und vergiss nicht, dass es den Kranken des Volkes Gottes angeboten ist. Für dich ist es da, der du immer schwach und gebrechlich bist.
Es ist nutzlos, sich beim gemeinsamen Gebet über die Schwierigkeit der Brüder aufzuregen, miteinander in Einklang zu kommen. Dennoch bedeutet unsere Hingabe in einem in Christus verborgenen Leben weder Trägheit noch Gewöhnung; sie kann nur Teilnahme unseres ganzen Wesens, von Verstand und Körper, sein. Bist du abgelenkt, so tritt ohne darüber zu jammern erneut in das Gebet ein, sobald du deine Zerstreutheit bemerkst; wenn du mitten im Gebet deine Schwach-/heit erfährst, vergiss nicht, dass das Wesentliche in dir bereits vollbracht ist.
Es gibt Tage, an denen dir das gemeinsame Gebet zur Last wird. Finde dann Wege, deinen Leib darzubieten, da deine Anwesenheit allein schon ein Zeichen ist für dein im Augenblick nicht zu verwirklichendes Verlan- gen, deinen Herrn zu loben. Glaube an die Gegenwart Christi in dir, selbst wenn du keinen spürbaren Wider- hall davon feststellst. / (23)
Die Mahlzeit
Jedes gemeinsame Essen sollte eine Agape sein, bei dem sich unsere brüderliche Liebe in der Freude und der Einfalt des Herzens verwirklicht. Die manchmal beim Essen eingehaltene Zeit der Stille bringt dir Erfri- schung, wenn du müde bist, oder Gemeinschaft im Gebet für den Gefährten, der mit dir dasselbe Brot isst. / / (25)
Der Bruderrat
Ziel des Bruderrates ist es, so klar wie möglich den Willen Christi für den Weg der Communauté zu erkennen. Der erste Schritt besteht darin, in sich selbst Stille zu schaffen, damit man bereit wird, auf seinen Herrn zu hören.
Nichts ist einem unvoreingenommenen Urteil abträglicher, als freundschaftliche / (26) Sonderbeziehungen; wir laufen Gefahr, einem Bruder zuzustimmen in der —vielleicht unbewussten — Hoffnung, so im Gegenzug auch seine gelegentliche Unterstützung zu erhalten. Nichts steht dem Geist des Bruderrates mehr entgegen, als Vorhaben, die nicht durch das einzige Verlangen, den Plan Gottes zu erkennen, geläutert sind.
8 Lk 18,1 9 Mk 4,27 10 Lk 6,38
3

Wenn es irgendwann gilt, den Frieden zu suchen und ihm nachzujagen, Streitigkeiten und der Versuchung der Rechthaberei aus dem Weg zu gehen, dann sicher beim Bruderrat.
Vermeide einen Ton, der keine Widerrede duldet, jedes kategorische « wir müssen... ». Trage nicht viele gute Argumente zusammen, um dir Gehör zu verschaffen; lege in wenigen Worten dar, was dir am ehesten dem Plan Gottes zu entsprechen scheint, ohne dir einzubilden, du könntest es erzwingen. / (27)
Um nicht einen Geist gegenseitigen Sich-überbietens zu begünstigen, hat der Prior von seinem Herrn den Auftrag, die Entscheidung zu fällen, ohne an eine Mehrheit gebunden zu sein. Frei von menschlichem Druck hört er auf den schüchternsten Bruder mit der gleichen Aufmerksamkeit wie auf einen selbstsicheren. Wenn ihm klar wird, dass es in einer wichtigen Frage an tiefgreifender Übereinstimmung mangelt, soll er seine Ent- scheidung aussetzen und, damit die Communauté nicht stehenbleibt, einen vorläufigen Entschluss fassen und gegebenenfalls später noch einmal darauf zurückkommen; denn für die Brüder, die auf Christus zu un- terwegs sind, ist Stillstand Ungehorsam. Der Prior kennt die Fähigkeiten jedes einzelnen am besten; er macht den ersten Vorschlag, wenn es darum geht, einem Bruder eine Verantwortung zu übertragen. / (28)
Der Bruderrat setzt sich aus den Brüdern zusammen, die die Profess abgelegt haben, die abwesenden Brü- der werden durch den Prior oder einen von ihm beauftragten Bruder um ihre Meinung befragt. / (29)
Das Zusammenleben
Eine Gemeinschaft kann nicht ohne ein Mindestmass an Harmonie zusammenleben11.
Warum deine Brüder durch Zuspätkommen und Nachlässigkeiten stören? Wenn ein wichtiger Anlass deine Abwesenheit erfordert, und du einen Akt der Communauté versäumst, erkläre dich nicht durch einen Dritten. Werde niemals zum Hindernis dadurch, dass du dich nicht schnell genug bemühst, wieder zu deinen Brüdern zu kommen12, mit denen zusammen du dich total engagiert hast, mit Leib und Seele. / / (31)
Lass in deinem Tag Arbeit und Ruhe vom Wort Gottes ihr Leben empfangen
Suche bei deinem Beten und Betrachten nach dem Wort, das Gott an dich richtet, um es sogleich auszufüh- ren. Lies deshalb wenig, und verweile.
Damit dein Gebet wahrhaft sei, musst du deine Arbeit ernstnehmen. Begnügst du dich mit dilettantischer Läs- sigkeit, wärst du zu wirklicher Fürbitte unfähig. / (32)
Bemühe dich, stetig zu arbeiten. Dein Gebet findet zur Ganzheit, wenn es eins ist mit deiner Arbeit.
Gebet, Arbeit und Ruhe, jedes zu seiner Zeit, alles aber in Gott.
Vergleiche dich bei deiner täglichen Arbeit nicht mit den anderen Brüdern. Suche in aller Einfachheit deinen Platz auszufüllen, der stets notwendig ist für das Zeugnis des Ganzen. / (33)
Wahre in allem die innere Stille, um in Christus zu bleiben
Die innere Stille erfordert zunächst, dass man sich von sich selbst losgesagt hat, um das Stimmengewirr zu beruhigen und der drückenden Sorgen Herr zu werden, im beständigen Neuanfang eines Menschen, der niemals entmutigt ist, weil ihm immer vergeben wird. Sie macht unser Gespräch mit Christus Jesus möglich. / (34) Aber wer fürchtet nicht diese Stille und zieht es nicht vor, sich während der Arbeitszeit zu zerstreuen oder das Gebet zu fliehen, um sich mit irgendwelchen Beschäftigungen zu ermüden, und dabei den Nächsten und sich selbst zu vergessen?
In deinem Zwiegespräch mit Christus bedarf es dieser Stille. Wenn du ihm nicht ständig alles anvertraust, wenn du nicht mit der Einfachheit eines Kindes zu ihm sprichst, wie willst du dich dann innerlich sammeln, wenn du von Natur aus unzufrieden oder selbstzufrieden bist?
Du fürchtest, mit der inneren Stille könnte in dir eine Frage ungelöst bleiben? Merke dir den Grund deiner Un- ruhe oder deines unguten Gefühls, um später die Lösung zu finden.
Es gibt Zeiten, in denen die Stille Gottes in seinen Geschöpfen den höchsten Grad erreicht. In der Einsamkeit / (35) der Retraite erneuert uns die innige Begegnung und Verbindung mit Christus.
Ruhigsein ist notwendig aus Liebe zu den Brüdern, die beten, lesen, schreiben oder am Abend ausruhen.
11 Apg 2,46 12 Ps 34,15
4

Zurückhaltung in Wort und Gebärde hat noch niemals menschlichen Kontakt verhindert; nur das stumme Schweigen birgt die Gefahr, einen solchen Bruch herbeizuführen. Es wird von uns nicht verlangt, weil es nicht von selbst die wahre innere Stille mit sich bringt. / / (37)
Lass dich durchdringen vom Geist der Seligpreisungen: Freude, Barmherzigkeit, Einfachheit / / (39)
Freude
In der Gemeinschaft der Heiligen besingen wir Tag für Tag das jeden Morgen neue Erbarmen des Herrn13, und seine Barmherzigkeit verstärkt unsere ungeteilte Hingabe.
Die wahre Freude ist zunächst inwendig.
Niemals hat Albernheit die Freude erneuert. Denken wir daran, dass es zwischen einem freimütigen Humor und der Ironie, die das Lächeln zur Grimasse verzerrt, keine scharfe Grenze gibt. Spötteln, Gift im Leben einer Gemeinschaft, ist hinterhältig, weil dadurch angebliche Wahrheiten in Umlauf gebracht werden, / (40) die man sich unter vier Augen nicht zu sagen wagt. Es ist gemein, weil es die Person eines Bruders vor den anderen zugrunderichtet.
Die vollkommene Freude liegt in der Entsagung aus stiller Liebe. Diese Freude braucht dein ganzes Wesen, wenn sie strahlend hervorbrechen soll.
Scheue dich nicht, an den Prüfungen anderer teilzuhaben. Habe keine Angst vor dem Leiden, oft wird gerade in der Tiefe des Abgrunds die Vollendung der Freude in der Gemeinschaft mit Jesus Christus geschenkt.
Die vollkommene Freude verschenkt sich. Wer sie kennt, sucht weder Dankbarkeit noch Entgegenkommen. Sie ist immer neue staunende Bewunderung des einen, der selbstlos und freigebig geistliche und irdische Gaben im Überfluss austeilt. Sie ist Dankbarkeit. Sie ist Danksagung. / (41)
Barmherzigkeit
Da der Friede mit Christus den Frieden mit deinem Nächsten miteinschliesst: versöhne dich, mache wieder gut, was gutzumachen ist.
Verzeihe deinem Bruder bis zu siebzigmal siebenmal14.
Fürchtest du, einen Bruder in seinem falschen Selbstbewusstsein zu bestärken, indem du einfach vergisst, dass er unrecht gehandelt hat, dann halte ihm dies / (42) vor, aber immer zwischen dir und ihm allein und mit der Sanftmut Christi. Wenn du die Ermahnung unterlässt, um deinen Einfluss oder deine Beliebtheit bei be- stimmten Brüdern zu erhalten, bist du in der Communauté ein Anstoss zur Sünde.
Sei jederzeit bereit, zu vergeben. Vergiss nicht, dass sich die Liebe auch in gegenseitiger Rücksichtnahme zeigt. Keine süssliche Weichheit, aber auch keine groben Worte. Bedenke, welchen Schmerz du Christus zufügst, wenn du in gereiztem Ton redest.
Lass dich nicht durch Antipathien bestimmen. Sie können leicht bestehen bleiben, wenn du, wegen der gros- sen Anzahl der Brüder, nicht mit allen in enger Verbindung stehen kannst. Deine natürliche Neigung kann dich leicht verleiten, gleich zu Anfang einem Vorurteil zu erliegen, deinen Nächsten nach seinem / (43) schlechten Tag zu beurteilen. Lass dich vielmehr ergreifen von einem Übermass an Freundschaft für alle. Meide die kleinlichen Streitigkeiten unter Brüdern; nichts entzweit so sehr, wie dauernde Diskussionen um alles oder nichts. Gegebenenfalls musst du sie abbrechen können. Weigere dich, Andeutungen über den einen oder anderen Bruder anzuhören. Sei Ferment der Einheit.
Wenn du wegen des Verhaltens eines Bruders Bedenken hast, sie ihm gegenüber aber nicht äussern kannst, oder er dich nicht anhört, sprich darüber mit dem Prior, der zusammen mit dir überlegen wird, was zu tun und wie dem Bruder zu helfen ist. Hört er aber auch auf euch nicht, dann sagt es der Communauté15.
Um der Schwachheit deines Fleisches willen erweist dir Christus sichtbare und wiederholte Zeichen seiner Vergebung. / (44) Die Lossprechung schenkt dir von neuem die Freude einer Versöhnung16. Darum suche sie. Die Sünde eines Gliedes zeichnet den ganzen Körper; die Verzeihung Gottes aber fügt wieder ganz in die
13 Klgl 3,22-23 14 Mt 18,22
15 Mt 18,17
16 Ps 51,14
5

Gemeinschaft ein. Die Beichte wird bei ein und demselben Bruder abgelegt, der zusammen mit dem Prior ausgewählt wurde.
Wer in der Barmherzigkeit lebt, kennt weder Empfindlichkeit noch Enttäuschung. Er verschenkt sich einfach und selbstvergessen, freudig mit der ganzen Glut seines Herzens, frei – ohne eine Gegenleistung zu erwar- ten. / (45)
Einfachheit
Deine Verfügbarkeit setzt voraus, dass du ständig deine ganze Existenz vereinfachst, nicht aus Zwang, son- dern im Glauben. Meide die gewundenen Wege, auf denen der Versucher dir nachstellt. Wirf die unnützen Lasten ab, damit du besser die der Menschen, deiner Brüder, zu Christus, deinem Herrn, tragen kannst. / (46) In der Transparenz brüderlicher Liebe, gestehe dir schlicht deine Fehler ein, nimm sie jedoch nicht zum Vor- wand, die der anderen herauszufinden. Wo die Brüder auch sind, pflegen sie untereinander den kurzen und häufigen Austausch.
Einfachheit heisst auch Redlichkeit gegenüber sich selbst, um zur Lauterkeit zu gelangen. Sie ist ein Weg, offen zu werden für den Nächsten.
Sie zeigt sich in der gelösten Freude des Bruders, der das quälerische Sorgen um Fortschritte oder Rück- schläge aufgibt, um seinen Blick unverwandt auf das Licht Christi zu richten. / (47)
Zölibat
Wenn der Zölibat eine grössere Verfügbarkeit mit sich bringt, für die Sache Gottes zu sorgen17, kann man ihn nur eingehen, um sich noch mehr dem Nächsten hinzugeben, mit der Liebe Christi selbst.
Unser Zölibat bedeutet weder Gleichgültigkeit noch Unterdrückung mensch-/licher Zuneigung, sondern ruft nach ihrer Verwandlung. Christus allein bewirkt die Verwandlung der Leidenschaften in völlige Liebe für den Nächsten.
Wenn der Egoismus nicht von einer wachsenden Grossmut übertroffen wird, wenn du nicht länger von der Beichte Gebrauch machst, um dem Bedürfnis zu wehren, dich selbst bestätigt zu finden, wie es in jeder Lei- denschaft steckt, wenn dein Herz nicht beständig von unermesslicher Liebe erfüllt ist, kannst du Christus nicht mehr in dir lieben lassen und dein Zölibat wird dir zur drückenden Last.
Dieses Werk Christi in dir verlangt unendlich viel Geduld.
Die Lauterkeit des Herzens steht allen natürlichen Neigungen entgegen.
Die Unreinheit, auch die der Gedanken, hinterlässt psychische Spuren, die nicht immer sofort durch das Schuldbekenntnis und die Lossprechung getilgt werden. / (49) Es geht also darum, im steten Neubeginn des Christen zu leben: er verzagt niemals, weil ihm immer verziehen wird.
Die Lauterkeit des Herzens hängt eng mit der Transparenz zusammen. Stelle deine Schwierigkeiten nicht zur Schau, aber verschliesse dich auch nicht, als wärst du ein Übermensch, der aller Kämpfe enthoben ist. Weise jedes Gefallen an Vulgärem von dir. Bestimmte Scherze lassen bei Brüdern, die zu kämpfen haben, um sich die Lauterkeit des Herzens zu erhalten, die Schwierigkeiten neu aufleben.
Eine bestimmte Art von Sich-gehen-Lassen verschleiert den wahren Sinn des schwierigen, aber von Freude getragenen Engagements eines Lebens in Keuschheit. Du sollst wissen, dass dein Verhalten und deine äussere Erscheinung ein Zeichen sind, dessen Vernachlässigung uns auf dem gemeinsamen Weg hemmen kann. / (50)
In der Lauterkeit des Herzens lebt nur, wer sich spontan und freudig von sich selbst lossagt, um sein Leben hinzugeben für die, die er liebt18. Und diese Selbsthingabe setzt voraus, dass man es hinnimmt, in seinem Empfinden oft verletzt zu werden.
Es gibt keine Freundschaft ohne reinigendes Leiden.
Es gibt keine Nächstenliebe ohne das Kreuz. Das Kreuz allein gibt zu erkennen, wie unergründlich tief die Liebe ist. / (51)
Gütergemeinschaft
Die Gütergemeinschaft ist total.
17 Vgl. 1 Kor 7,32 18 Joh 15,13
6

Die Kühnheit, alles, was heute da ist, aufs Beste zu nutzen, sich keinerlei Kapital zu sichern — ohne Furcht vor möglicher Armut — gibt eine unberechenbare Kraft.
Legst du jedoch, wie Israel, das Brot vom Himmel für morgen zurück19, läufst du Gefahr, unnütz die Brüder zu überfordern, die berufen sind im jetzigen Augenblick zu leben. / (52)
Armut als solche hat keinen Wert.
Der Arme nach dem Evangelium lernt es, ohne Absicherung für morgen zu leben, im unbeschwerten Vertrau- en, dass für alles gesorgt sein wird.
Der Geist der Armut besteht nicht darin, sich armselig zu geben, sondern darin, alles so zu halten, wie es der schlichten Schönheit der Schöpfung entspricht.
Der Geist der Armut ist Leben in der hellen Freude am Heute.
Wenn Gott die Güter der Erde umsonst austeilt, ist es Gnade für den Menschen, zu geben, was er empfan- gen hat. / (53)
Diener der Gemeinschaft: der Prior
Ohne Einheit besteht keine Hoffnung auf kühne und totale Hingabe im Dienst Jesu Christi. Individualismus zersetzt die Communauté und hält sie auf ihrem Weg auf.
Der Prior führt die Einheit in der Communauté herbei.
In geringfügigen praktischen Fragen weist er den Weg; aber in jeder wichtigen Frage hört er den Bruderrat, bevor er eine Entscheidung fällt. / (54)
Die Brüder sollen ihm gegenüber spontan bleiben, dabei jedoch daran denken, dass der Herr ihm ein Amt anvertraut hat, und aufmerksam auf alles achten, was seinen Dienst betrifft.
Durch ihr Vertrauen erneuern ihn die Brüder im ganzen Ernst seiner Berufung — zur Freude aller; Engstirnig- keit und kleinliche Forderungen lähmen ihn in seinem Dienst.
Jeder Bruder soll offen zu ihm sprechen, besonders um seine Bedenken zu äussern. Aufsässigkeit in Ge- genwart anderer kann nur ansteckend wirken. Der Versucher hat hier seine wirksamsten Waffen, um zu zer- spalten, was eins sein soll. Hüten wir uns vor kindischen Reaktionen, bei denen man andere beschuldigt, wo man sich zunächst selbst anklagen müsste.
Besteht das Streben nach Vollkommenheit darin, seinen eigenen Standpunkt als / (55) den besten vorschrei- ben zu wollen, ist es eine Plage in der Gemeinschaft. Vollkommenheit besteht gerade darin, die Unvoll- kommenheit des Nächsten zu ertragen —und zwar aus Liebe.
Der Prior unterliegt derselben Schwachheit wie seine Brüder. Lieben diese ihn wegen seiner menschlichen Eigenschaften, laufen sie Gefahr, ihn nicht mehr in seinem Dienstamt anzuerkennen, wenn sie seine Fehler entdecken.
Der Prior bestimmt einen Bruder, der nach ihm die Kontinuität sichern soll.
Die Entscheidungen zu treffen ist eine verantwortungsschwere Aufgabe für den Prior.
Er achte also darauf und bete, den ganzen Leib in Christus aufzubauen.
Er suche nach den besonderen Gaben jedes Bruders und helfe ihm, sie zu entdecken. / (56) Er betrachte seinen Auftrag nicht als etwas Höheres, aber erfülle ihn auch nicht mit falscher Zurückhaltung. Er denke ein- zig und allein daran, dass er ihm von Christus anvertraut ist, dem er dafür einmal Rechenschaft zu geben hat. Er breche in sich jeden Autoritarismus, sei aber ohne Schwäche, um seine Brüder auf dem Weg Gottes zu halten. Er lasse nicht zu, dass die Autoritären sich durchsetzen und gebe den Schwachen ihr Selbstvertrauen zurück.
Er wappne sich mit Barmherzigkeit und erbitte sie von Christus als die Gnadengabe, die für ihn am wesent- lichsten ist. / (57)
Die ausgesandten Brüder
Wie die Jünger ausgesandt zu je zwei und zwei20, sind die ausgesandten Brüder Zeugen Christi. Sie sollen ein Zeichen seiner Gegenwart unter allen Menschen und Träger der Freude sein.
19 Vgl. Ex 16 20 Lk 10,1
7

Immer und überall stehen sie für die Communauté; ihr Verhalten ist verbindlich für das Zeugnis aller. Sie hal- ten den Prior regelmässig über ihr Leben auf dem Laufenden. Ohne seine Zustimmung / (58) sollen sie sich nicht in ein neues Unternehmen stürzen, da er den Auftrag hat, Rat einzuholen. Wahren die ausgesandten Brüder diesen engen Kontakt nicht, zerstören sie sehr bald die Einheit des Ganzen.
Sind sie zu zweit oder mehr, bestimmt der Prior einen Verantwortlichen. Das geistliche Leben ist das der Communauté. / (59)
Die neuen Brüder
Als Vorbereitung auf die Nachfolge Christi bedarf der neue Bruder einer Zeit der Reifung.
Er hüte sich vor der Illusion, bereits am Ziel zu sein. Auch wenn er sich schnell einlebt, braucht er Zeit, um die Berufung in ihren letzten Konsequenzen zu begreifen.
Solange die neuen Brüder uns nicht näher kennen, sind wir versucht, sie für uns in Beschlag zu nehmen. Denken wir daran, dass Brüder dafür bestimmt sind, ihnen zuzuhören und sie auf die Profess vorzubereiten. / / (61)
Der Gästeempfang
In einem Gast haben wir Christus selber aufzunehmen. Lernen wir es, gastlich zu empfangen, seien wir be- reit, unsere freie Zeit hinzugeben; die Gastfreundschaft soll grosszügig sein und mit der Fähigkeit zur Unter- scheidung geübt werden.
Bei Tisch sollen die Brüder auf die Anwesenheit eines Gastes Rücksicht nehmen und darauf achten, dass er nicht verwirrt wird.
Einige Brüder sind mit dem Gästeempfang beauftragt, während andere Brüder ihrer Arbeit nachgehen; damit soll jeder Dilettantismus vermieden werden. / / (63)
Schlussbemerkung
Es liegt eine Gefahr darin, dass in der vorliegenden Regel nur das Wesentliche aufgezeigt ist, das das ge- meinsame Leben erst ermöglicht. Es ist besser, dieses Risiko einzugehen, als in Selbstzufriedenheit oder Routine zu verfallen.
Sollte diese Regel als ein Abschluss angesehen werden, worauf unser ganzes Streben hinausläuft, und uns davon entbinden, immer mehr nach dem Plan Gottes, der Liebe Christi und dem Licht / (64) des Heiligen Geistes zu suchen, würden wir uns eine unnütze Last auferlegen; besser wäre sie dann nie geschrieben wor- den.
Damit Christus in mir wachse, muss ich meine eigene und die Schwachheit der Menschen, meiner Brüder, kennen. Für sie werde ich allen alles, und gebe ich auch noch mein Leben, um Christi und des Evangeliums willen21. / (65)
Ermahnung, verlesen bei der Profess
Bruder, wonach verlangst du?
— Nach der Barmherzigkeit Gottes und der Gemeinschaft meiner Brüder. Gott vollende in dir, was er begonnen.
Bruder, der du dich der Barmherzigkeit Gottes anvertraust, denke daran, dass Jesus Christus deinem schwa- chen Glauben zu Hilfe kommt und, indem er sich mit dir engagiert, für dich die Verheissung erfüllt:
Amen, ich sage euch: jeder der Haus / (66) oder Brüder, Schwestern, Vater, Mutter, Frau oder Kinder um meinetwillen und um des Evangeliums willen verlassen hat, wird das Hundertfache dafür empfangen: jetzt, in dieser Zeit, wird er Häuser, Brüder, Schwestern, Mütter und Kinder erhalten, wenn auch unter Verfolgungen, und in der kommenden Welt das ewige Leben22.
21 Mk 10,29
22 Mk 10,29-30 und Lk 18,29-30
8

Dies ist ein Weg entgegen aller menschlichen Vernunft, aber wie Abraham kannst du nur als Glaubender nicht als Schauender vorankommen23, allezeit gewiss, dass, wer sein Leben um Christi willen verliert, es wie- derfinden wird24. Ziehe von nun an auf den Spuren Christi. Sorge dich nicht um morgen25. Suche zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit26. Gib dich ganz hin, verschenke dich, und ein reiches, volles, ge- häuftes, überfliessendes Mass wird in deinen Schoss geschüttet werden, denn / (67) nach dem Mass, mit dem du zuteilst, wird auch dir zugemessen werden27.
Ob du wachst oder schläfst, bei Tag und bei Nacht, keimt und wächst der Samen und du weisst nicht, wie28. Hüte dich, deine Frömmigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen, um dafür bewundert zu werden29. Dein inneres Leben soll dir kein trauriges Aussehen geben, wie bei einem Heuchler, der eine niedergeschlagene Miene aufsetzt, um von den Menschen gesehen zu werden. Salbe dein Haupt, wasche dein Gesicht, damit nur dein Vater, der das Verborgene sieht, die Absicht deines Herzens erkennt30.
Erhalte dich in der Einfachheit und in der Freude, der Freude der Barmherzigen, der Freude brüderlicher Lie- be.
Sei wachsam. Musst du einen Bruder zurechtweisen, geschehe es zwischen dir und ihm allein31. / (68) Bemühe dich um menschliche Gemeinschaft mit deinem Nächsten.
öffne dich voll Vertrauen. Du sollst wissen, dass ein Bruder beauftragt ist, dir zuzuhören. Verstehe ihn, damit er seinen Dienst mit Freude versieht32.
Der Herr Jesus Christus hat dich in seinem Erbarmen und in seiner Liebe dazu berufen, in der Kirche ein Zeichen brüderlicher Liebe zu sein. Er will, dass du mit deinen Brüdern das Gleichnis des gemeinsamen Le- bens verwirklichst.
Gib es fortan auf zurückzuschauen33 und, freudig aus unendlicher Dankbarkeit, scheue dich nie, der Morgen- röte vorauszueilen34,
um zu loben
und zu preisen
und zu rühmen Christus, deinen Herrn. / (69)
Die Engagements bei der Profess
— Nimm mich an, Herr, und ich werde leben, und gib, dass ich voll Freude dich erwarte.
Bruder, denk daran, dass es Christus ist, dem du jetzt auf den Ruf antwortest, den er an dich richtet. / (70) Willst du aus Liebe zu Christus dich ihm hingeben mit allem, was du bist?
— Ich will es.
Willst du von nun an den Dienst für Gott in unserer Communauté tun, in Gemeinschaft mit deinen Brüdern? — Ich will es.
Willst du unter Verzicht auf alles Eigentum mit deinen Brüdern zusammenleben, nicht nur in materieller, son- dern auch in geistlicher Gütergemeinschaft, indem du dich um die Offenheit des Herzens bemühst?
— Ich will es.
Willst du, um besser verfügbar zu sein für den Dienst mit deinen Brüdern und um dich ungeteilt der Liebe Christi zu schenken, im Zölibat bleiben?
— Ich will es. / (71)
23 2 Kor 5,7 24 Mt 6,25 25 Mt 6,34 26 Mt 6,33 27 Lk 6,38 28 Mk 4,27 29 Mt 6,1
30 Mt 6,16-18 31 Mt 18,15 32 Hebr 13,17 33 Phil 3,13
34 Ps 119,147
9

Willst du, damit wir ein Herz und eine Seele seien und unsere Einheit im Dienst sich voll verwirkliche, die Entscheidungen der Communauté übernehmen, die durch den Prior zum Ausdruck gebracht werden, und dabei daran denken, dass er in der Communauté lediglich ein armer Diener an der Gemeinschaft ist?
— Ich will es.
Willst du stets Christus in deinen Brüdern erkennen und so über sie wachen an guten und schlechten Tagen, im Leiden und in der Freude?
— Ich will es.
Daraufhin bist du um Christi und des Evangeliums willen von jetzt an Bruder unserer Communauté. / (72)
Herr Jesus Christus,
freundlich und demütig von Herzen, wir hören deinen verhaltenen Ruf «Du, folge mir nach». An uns ergeht deine Berufung,
damit wir zusammen
ein Gleichnis der Gemeinschaft leben und, nachdem wir das Risiko
eines ganzen Lebens
auf uns genommen haben,
Ferment der Versöhnung seien
in jener unersetzlichen Gemeinschaft, der Kirche.
Gib, dass wir mutig darauf antworten, ohne im Treibsand unserer Ausflüchte zu versinken. Komm, damit wir ganz
aus dem Atem deines Geistes leben, dem einzig Wesentlichen, / (73)
ausser dem nichts sonst uns anhält, unseren Weg neu aufzunehmen.
Von jedem,
der zusammen mit dir
zu lieben und zu leiden weiss,
verlangst du, sich selbst zurückzulassen, um dir nachzufolgen.
Wenn es nötig wird,
um mit dir zu lieben und nicht ohne dich, diesen oder jenen Zukunftsplan aufzugeben,
weil er deinem Plan zuwiderläuft, dann komm, Christus,
und öffne uns
dem unbeschwerten Vertrauen
lass uns darum wissen,
dass deine Liebe niemals vergeht
und dass dir nachfolgen bedeutet, unser Leben hinzugeben.
Aus: Frère Roger, Taizé: Die Quellen von Taizé (enthält die Regel von Taizé) /Taizé 1983, 11-73.
Das Lebensengagement von Taizé heute
http://www.taize.fr/de_article239.html (Zugriff 25.3.2012)
Die untenstehenden Worte werden am Tag gesprochen, an dem sich ein Bruder für das ganze Leben in der
Communauté von Taizé engagiert.
Geliebter Bruder, wonach verlangst du?
Nach der Barmherzigkeit Gottes und der Gemeinschaft meiner Brüder.
Gott vollende in dir, was er begonnen.
Bruder, der du dich der Barmherzigkeit Gottes anvertraust, denk daran, dass Jesus Christus deinem schlich- ten Glauben zu Hilfe kommt, sich auf dich einlässt und für dich die Verheißung erfüllt: Jeder, der um Christi und um des Evangeliums willen alles verlassen hat, wird das Hundertfache dafür empfangen: jetzt, in dieser
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Zeit, wird er Brüder, Schwestern, Mütter und Kinder erhalten, wenn auch unter Verfolgungen, und in der kommenden Welt das ewige Leben.
Dies ist ein Weg entgegen aller menschlichen Vernunft, aber wie Abraham kannst du nur als Glaubender, nicht als Schauender vorankommen, gewiss, dass, wer sein Leben um Christi willen verliert, es wieder finden wird.
Ziehe von nun an auf den Spuren Christi. Sorge dich nicht um morgen. Suche zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit. Gib dich ganz hin, verschenke dich, und in reichem, vollem, gehäuftem, überfließendem Maß wird man dich beschenken.
Ob du wachst oder schläfst, bei Tag und bei Nacht, der Samen keimt und wächst, und du weißt nicht wie. Dein inneres Leben soll dir kein trauriges Aussehen geben. Salbe dein Haupt, wasche dein Gesicht, damit nur dein Vater, der im Verborgenen ist, die Absicht deines Herzens erkennt.
Erhalte dich in der Einfachheit und in der Freude, der Freude der Barmherzigen, der Freude brüderlicher Lie- be.
Sei wachsam. Musst du einen Bruder zurechtweisen, geschehe es zwischen dir und ihm allein. Bemühe dich um menschliche Gemeinschaft mit deinem Nächsten.
Öffne dich voll Vertrauen. Du sollst wissen, dass ein Bruder beauftragt ist, dir zuzuhören. Verstehe ihn, damit er seinen Dienst mit Freude versieht.
Der Herr Jesus Christus hat dich in seinem Erbarmen und in seiner Liebe zu dir dazu berufen, in der Kirche ein Zeichen brüderlicher Liebe zu sein. Er ruft dich auf, mit deinen Brüdern das Gleichnis des gemeinsamen Lebens zu verwirklichen.
Gib es fortan auf zurückzuschauen und, freudig aus unendlicher Dankbarkeit, scheue dich nie, der Morgenrö- te vorauszueilen, um zu loben und zu preisen und zu rühmen Christus, deinen Herrn.
Nimm mich an, Herr, und ich werde leben, und gib, dass ich voll Freude dich erwarte.
Geliebter Bruder, Christus ist es, dem du jetzt auf den Ruf antwortest, den er an dich richtet. Willst du aus Liebe zu Christus dich ihm hingeben mit allem, was du bist?
Ich will es.
Willst du von nun an den Ruf Gottes in unserer Communauté erfüllen, in Gemeinschaft mit deinen Brüdern? Ich will es.
Willst du mit deinen Brüdern zusammenleben, in materieller und in geistlicher Gütergemeinschaft, in aller Offenheit des Herzens?
Ich will es.
Willst du, um besser verfügbar zu sein für den Dienst mit deinen Brüdern und um dich ungeteilt der Liebe Christi zu schenken, in der Ehelosigkeit verbleiben?
Ich will es.
Willst du, damit wir ein Herz und eine Seele sind und unsere Einheit sich voll verwirklicht, die Entscheidungen der Communauté übernehmen, die durch den Diener der Gemeinschaft zum Ausdruck gebracht werden, und dabei daran denken, dass er lediglich ein armer Diener des Evangeliums ist?
Ich will es.
Willst du stets Christus in deinen Brüdern erkennen und so über sie wachen an guten und schlechten Tagen, im Leiden und in der Freude?
Ich will es.
Daraufhin bist du um Christi und des Evangeliums willen von jetzt an Bruder unserer Communauté. Dieser Ring sei das Zeichen unserer Treue im Herrn.
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Taizé, Regeln Orden, Quelle

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