Missbrauch

Oje, immer mal wieder lese ich von den schlimmen Übergriffen von Priestern, aber noch nie ist mir das so nahe gegangen wie in diesem Beitrag, weil ich ja eine liebevolle Beziehung zu Schwester Karoline und das / ihr Werk Cristo Vive habe.


Die Story im Ersten: Meine Täter, die Priester

PlayNach dem Missbrauchsskandal 2010 versprach die Kirche Offenheit und Wiedergutmachung
Meine Täter, die Priester | Video verfügbar bis 15.10.2019 | Bild: WDR/dpa / Jochen Lübke
"Allzu lange ist in der Kirche Missbrauch geleugnet, weggeschaut und vertuscht worden. Die Opfer haben Anspruch auf Gerechtigkeit." – Es ist erst vier Wochen her, dass Kardinal Reinhard Marx, der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, diese Sätze gesagt und alle Opfer von Missbrauch durch katholische Amtsträger in Deutschland um Entschuldigung gebeten hat. 
Dass der Umgang der Kirche mit Missbrauch auch aktuell noch problematisch ist, zeigt nun einer der prominentesten Opfervertreter in Deutschland – Matthias Katsch – in einer exklusiven ARD/WDR Recherche auf. Der ehemalige Canisius-Schüler und Sprecher der Betroffeneninitiative "Eckiger Tisch" hat 2010 den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche in Deutschland ausgelöst. Über dreißig Jahre blieben die Verbrechen seiner Täter, der Jesuitenpriester Peter R. und Wolfgang S. im Verborgenen. Erst 2010 werden ihre Taten am Canisius-Kolleg durch Matthias Katsch und seine Mitschüler öffentlich. Und dann? Nur so viel ist bislang bekannt: Beide Täter wurden nach 2010 in Chile gesehen. 

Der Missbrauch geht weiter

Weil die Aufklärung nicht voran geht, hat Matthias Katsch die Dinge nun selbst in die Hand genommen. Er ist nach Chile gereist und hat dort nach den Spuren seiner Täter und weiteren Opfern gesucht – und sie gefunden. Story-Autorin Eva Müller hat ihn dabei mit der Kamera begleitet. Die Recherche zeigt: Der zweite Haupttäter am Canisius-Kolleg, Wolfgang S., wohnt bis heute in Chile und hat dort einen Sportverein für Jugendliche gegründet. Er hat seinem ehemaligen Kollegen Peter R. von dort aus Jugendliche zum "Stipendium" nach Deutschland vermittelt. Während dieser Aufenthalte werden die Jugendlichen von Peter R. missbraucht.
Eine Rolle spielt auch das größte Sozialwerk Südamerikas: Christo Vive. Auch von hier aus brachen Jugendliche zu Priester Peter R. nach Deutschland auf, um bis zu einem Jahr bei ihm zu leben. Die Betroffenen sprechen in der ARD zum ersten Mal über Ihren Missbrauch durch Peter R. in Hildesheim, Berlin und Hannover.
Ein Film von Eva Müller
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Kommentare

Alexander Thomas am 17.10.2018 um 17:46 Uhr

Opfer vs. Täter vs. Opfer

Wenn Opfer zu Tätern werden, und sei es nur aus Verzweiflung, kommt vermutlich ein Beitrag wie dieser dabei heraus. Ohne Herrn Katsch zu Nahe treten zu wollen (ein Leid wie seines, ist mit nichts wieder gut zu machen): Ich gehe davon aus, dass auch ihm sehr wohl bekannt ist, dass sich zumindest Wolfgang S. (von ihm spricht Herr Katsch im Film immer noch liebevoll als "Wolli") schon lange nicht mehr in Chile aufhält, sondern als Familienvater in Deutschland lebt. Warum dann also die Suche vor laufender Kamera in Südamerika - Psychohygiene? Oder macht sich hier ein Opfer selbst zum Täter (mit Unterstützung von TV-Frau Müller), indem es verfolgt? In meinen Augen ist jeder dieser Fälle ein Fall für den Staatsanwalt und zwar im Zuge einer Ermittlung nach §129 StGB
Angelika Oetken am 16.10.2018 um 18:50 Uhr

Schuldumkehr 

Was Schwester Karoline Mayer im Film ab Minute 0:22:18 ausführt, spiegelt leider die Haltung wieder, von der nicht nur die katholische Kirche, sondern auch weite Teile der Gesellschaft geprägt sind. Der zu Folge die Verantwortung bei den Opfern und ihren Angehörigen liegt, Mädchen physische Annäherungen durch männliche Personen grundsätzlich entschieden abzuwehren haben, ggf. mit physischer Gewalt, wer von Tätern Geschenke annimmt, sein Einverständnis und seine Kooperation signalisiere und man sowieso über Missbrauchserfahrungen hinweg gehen solle. Ab Minute 00:25:01 sagt die Gründerin einer Hilfsorganisiation für benachteiligte Menschen: "Im Leben bauen wir nach vorwärts, integrieren es im Leben, drüber weg zu gehen, befreien uns davon". Ich habe mich gefragt, inwieweit Karoline Mayer da von sich selbst spricht. Wenn man für andere Menschen Sorge trägt, sollte die eigene Biografie soweit aufgearbeitet sein, dass man sich von TäterInnen distanzieren kann.
S.W. am 16.10.2018 um 1:05 Uhr

So mutig!

So viel Mut und Hartnäckigkeit , mit der Herr Katsch seine Recherche durchführt, wünsche ich allen Opfern, damit endlich Anklage und Gerechtigkeit stattfinden dieser Verbrecherorganisation gegenüber, die sich Kirche nennt. Ich danke für diesen aufklärenden ARD Beitrag!

Dazu die Stellungnahme von Cristo Vive Europa


LIEBE FREUNDINNEN UND FREUNDE VON CRISTO VIVE EUROPA,

Gabi Braun, Vorsitzende von Cristo Vive Europa – Partner Lateinamerikas e.V.
Mitte Oktober lief in der ARD eine Reportage unter dem Titel: „Meine Täter, die Priester“. Die Reportage hat uns tief berührt, die Darstellung von Cristo Vive und der Dienste von Schwester Karoline hat uns verärgert und verstört. Auf diese Dokumentation wollen und müssen wir reagieren. Wir können die getroffenen Aussagen so nicht stehen lassen, denn sie belasten und beschädigen die wertvolle Arbeit vor Ort in Santiago, Cochabamba und Cusco.
Das Engagement von Matthias Katsch und Anderer für die Aufklärung der unsäglichen und verbrecherischen Missbräuche in der katholischen Kirche ist schmerzhaft, richtig und bewundernswert! Dafür sind auch wir dankbar. Wir sehen allerdings die Arbeit von Cristo Vive und die Arbeit von Schwester Karoline falsch dargestellt.
Wir sind erschrocken und irritiert über die Aussagen auch und gerade von Schwester Karoline. Die Deutungen der Aussagen von Schwester Karoline in der Dokumentation bedürfen einer Einordnung. Davon sind wir nach vielen persönlichen Gesprächen überzeugt. Für uns sind Schwester Karoline und ihre Arbeit über jeden Zweifel erhaben.
1. Cristo Vive und der Missbrauch in der katholischen Kirche haben nichts miteinander zu tun. Einen inhaltlichen, organisatorischen und persönlichen Zusammenhang gibt es nicht. Im Gegenteil
2. Cristo Vive ist ein Ort der Befähigung, der Emanzipation, der Unterstützung und Begleitung. Unterdrückung und Missbrauch widersprechen dem Geist und dem Wirken von Cristo Vive. Dabei stand und steht Schwester Karoline immer an der Seite der Ärmsten der Armen. Nicht selten hat sich Schwester Karoline mit ihrem Engagement in Gefahr gebracht. Auch in Zeiten des Pinochet-Regimes. Cristo Vive wird sich auch weiterhin mit ganzer Kraft für die Menschen in Lateinamerika engagieren.
3. Unsere Motivation zum Handeln ist ein gelebtes Gottes- und Menschenbild. Dieses Menschenbild steht gegen ausbeuterische Machtstrukturen. Cristo Vive kämpft für eine offene, tolerante und moderne Kirche ohne Unterdrückung und Diskriminierung. Die Nachfolge Christi verpflichtet uns zu Solidarität mit den Schwachen.
4. Verheimlichung und Vertuschung dienen nur den Tätern. Daher stehen wir für einen offenen Dialog. Wir bieten Jeder und Jedem ein Gespräch über die Dokumentation, unsere Arbeit und unsere Beweggründe an. Dabei sind –ganz im Sinn der Opfer- Vertrauen und Vertraulichkeit besonders wichtig.
Ohne dass wir es ahnen konnten, ist Cristo Vive in eine schwierige Situation geraten, die unter Umständen die Arbeit von 50 Jahren gefährden kann. Dem wollen wir für die vielen Menschen, die von den Diensten von Schwester Karoline und allen ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern tagtäglich profitieren, entschieden entgegentreten. Wir hoffen, dass bald wieder die wichtige Arbeit vor Ort im Mittelpunkt stehen kann.
Im Namen der Verantwortlichen von Cristo Vive Europa,
Gabi Braun
Cristo Vive Missbrauch Priester

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