Facebook-Mobbing

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Über 600 User machen sich in einer Gruppe des sozialen Netzwerks über einen behinderten Mann lustig und stellen heimlich gemachte Fotos ins Netz.

Eines der Fotos des Verunglimpften auf Facebook.
Eines der Fotos des Verunglimpften auf Facebook.

«Ned ganz 100» sei er. Ausserdem stinke der «Pyjamachinese», der immer «so wirrs Züg» vor sich hinbrabble. Bereits 633 Mitglieder zählt eine Facebook-Gruppe, die sich voll und ganz einem behinderten Mann widmet und gar Bilder von ihm ins Netz stellt. Gruppengründer Miguz sieht darin kein Problem: «Jeder in Luzern kennt ihn. Er ist einfach kultig.»

Bei Pro Infirmis zeigt man sich enttäuscht. Sprecher Mark Zumbühl: «Früher beschimpfte man Behinderte auf dem Pausenplatz als ‹Möngi›. Heute macht man sich halt auf Facebook über die Schwachen lustig.» Kurt Rossi, PR-Berater bei Farner, betrachtet die Gruppe als «Ausdruck einer neuen Generation, die einen völlig anderen Umgang sowohl mit der eigenen als auch der fremden Privatsphäre pflegt». Es würden oft Gruppen gegründet, ohne sich aller Konsequenzen bewusst zu sein.

«Viele Jugendliche denken nur an ihren Spass»

Konsequenzen, die einen gar hinter Gitter bringen könnten. Laut Strafrechtsexperte David Gibor verstossen Kommentare wie «dä huere Chines» gegen die Rassismusstrafnorm. Solche Offizial delikte können mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren bestraft werden.

Eliane Schmid vom eidgenössischen Datenschutz rät dem Betroffenen, Anzeige wegen «Verletzung der Privatsphäre und Ehrverletzung» zu erstatten.

Ihr sei nicht bewusst gewesen, dass sie mit ihrem Facebook-Kommentar gegen den Persönlichkeitsschutz verstos sen habe, sagt Melanie Fäh, die das Cybermobbing opfer als «so en Grusige» bezeichnet hatte. Fäh: «Viele Jugendliche denken halt nur an ihren Spass.»

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